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Richtig, aber zu spät

Geldratgeber vom 19. Januar 2015

Die Koppelung einer starken Währung an eine schwache geht nicht auf Dauer. Nun ist der Bruch erfolgt, für mich alles andere als überraschend, aber eindeutig zu spät.

Als der Euro am 1. Januar 1999 zunächst als Buchgeld und drei Jahre später als Bargeld und damit als einziges Zahlungsmittel in elf EU-Ländern eingeführt wurde, war die Welt noch in Ordnung. Es galten ja für alle Euro-Staaten die Maastrichter Stabilitätskriterien. Wären diese eingehalten worden, nämlich jährliche Neuverschuldung von maximal 3 % und Gesamtschuldenstand von maximal 60 % des Bruttoinlandprodukts, dann wäre es nie zu diesem riesigen Euro-Desaster von heute gekommen.

Politik obsiegte gegenüber Ökonomie

Man erinnert sich noch bestens: Mit grosser Euphorie wurde seinerzeit die Einführung des Euro als währungspolitische Voraussetzung für die fällige europäische Integration abgefeiert. Die Grundidee war zweifellos gut. Aber weil sie zu stark auf politischen Glanz anstatt auf nationalökonomische Realität ausgerichtet war, kam es zum Scheitern. Die volkswirtschaftlichen Unterschiede zwischen den nördlichen, den südlichen und den hinzukommenden östlichen Euro-Ländern waren zu gross, als dass sie ordentlich unter einer Einheitswährung existieren können. Praktische alle begannen, sich um die Stabilitätskriterien von Maastricht zu foutieren. Nur mehr mit „Rettungsschirmen“ in astronomischer Höhe wurde ein Auseinanderdriften verhindert, zumindest bis heute, und das machte den Euro zu einer Weichwährung wie weiland Lira, Pesetas oder Drachmen. Die Koppelung des CHF an den Euro, wie im August 2011 von der SNB durchgesetzt, war vorübergehend zweifellos eine sinnvolle Massnahme zur Stützung von Exportwirtschaft und Tourismus, aber auf Dauer unmöglich durchzuhalten.

Die Wende vom 15. Januar

Letzte Woche nun hat die SNB die Reissleine gezogen. Meines Erachtens zu spät; vor Monaten, als der Euro noch deutlich über Fr. 1.20 lag, wären der Zeitpunkt optimaler und die Folgen für unser Land zweifellos geringer gewesen. Natürlich, im Nachhinein ist man immer gescheiter und deshalb kann ich mir sehr wohl vorstellen, dass man in einem halben Jahr zur Erkenntnis kommt, unsere Nationalbank habe mit der Wende vom 15. Januar die währungspolitische Kurve doch noch rechtzeitig erwischt. Zur Stunde verzeichnen wir hauptsächlich Profiteure und Verlierer, wobei man als Einzelperson gleich beiden Kategorien angehören kann. Für Sparer, Aktienanleger, Angehörigen einer Pensionskasse und in diversen Branchen auch als für Unternehmen wie Arbeitnehmer sah die Zukunft schon rosiger aus. Als Einkäufer oder Tourist im Ausland, als Hypothekarschuldner, als Benzinkonsument oder Grenzgänger mag man sich hingegen Freudentränen nicht verkneifen.

von Maximilian Reimann