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„Crash-Prophet“ unter der Lupe

Geldratgeber vom 23. Januar 2014

Heute nehme ich mich zweier Zuschriften von Lesern an, die sich beide auf fragwürdige Finanzpublikationen beziehen. Die eine warnt vor der „Finanzhölle“, die andere schwärmt vom „Anlagehimmel“.

Die erste Zuschrift nimmt Bezug auf die Finanzmarktanalysen des deutschen „Crash-Propheten“ Günter Hannich. Dieser publiziert regelmässig einen Börsenbrief, worin er vor dem Zusammenbruch von Börsen und Währungen warnt. Deshalb ist Hannich zu einem begehrten TV-Gesprächsteilnehmer rund ums Geld geworden und das wiederum beflügelt ihn zur Eigenwerbung, wichtigster Geld-Experte Deutschlands zu sein. Was ich von dieser Person und seinen Prognosen halte, möchte unser Leser wissen.

Ein paar typische „Müsterchen“

Wer folgende Aussage zu lesen bekommt, dürfte sich schon seine Gedanken machen über die Zukunft und Sicherheit seiner Ersparnisse und Depotwerte:

„Ein neuer Banken-Tsunami kommt auf uns zu, der auch ganz persönlich Ihr Geld bedroht. Immer mehr Staaten versinken im Schulden-Chaos. Jetzt ist sogar Frankreich bedroht. Frankreichs Wirtschaftsdaten ähneln denen eines unrettbaren Pleitekandidaten. Das heisst: Europa steht vor dem Zusammenbruch. Sie können trotzdem gelassen in die Zukunft schauen, wenn Sie jetzt den kostenlosen Newsletter abonnieren.“

Andere konkrete Aussagen sind: Der Euro-Tod kommt; selbst Deutschlands Finanzsystem droht im Chaos zu versinken. Oder USA heisst im Hannich-Jargon nicht mehr „Vereinigte“ sondern „Untergehende“ Staaten von Amerika; der Zusammenbruch der US-Wirtschaft sei vorprogrammiert und werde die ganze Welt erschüttern. Und zu den Aktien meint Hannich: Die Party an den Börsen wird bald ein jähes Ende nehmen. Die aktuellen Kurse sind viel zu hoch. Nur wer sein Depot rechtzeitig absichert, werde den nächsten Crash ohne grossen Schaden überleben; dazu gehört der Kauf von Put-Optionen.

Scharlatan oder Heilsbringer?

Die Meinungen in der Öffentlichkeit über den 45-jährigen Finanzmarkt-Propheten gehen natürlich weit auseinander. Das zeigt etwa ein Aufruf in einem Internet-Forum zur Beantwortung der Frage „Ist Günter Hannich seriös“. Da hagelt ist von negativen Antworten wie schlauer Bauernfänger, extremer Schwarzseher, schwachsinniges Krisengerede, nichts als \*pfui\* (Mist) bis hin zum totalen Inbegriff der Unseriosität in personam. Aber auch positive Stimmen lassen sich finden wie: „Endlich eine warnende Stimme, wohltuend im Vergleich zu all den himmeljauchzenden Schönwetterprognistikern“.

Ich selber meine dazu: Jeder Sparer und Anleger ist persönlich mitverantwortlich für den Erfolg oder Misserfolg seiner Vermögensbewirtschaftung. Da ist man einerseits auf solide Empfehlungen angewiesen, andererseits aber auch auf warnende Stimmen wie derjenigen von Hannich. Weltweite Finanzkrisen und Börsen-Crashs wird es schliesslich immer wieder geben. Die letzten hatten wir 1987/88, 1999/2000 und 2008/09. Die nächste ist so gut wie vorprogrammiert!

von Maximilian Reimann