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Schürt Nullzinspolitik den Generationenkonflikt?

Geldratgeber vom 25. März 2015

Prima vista mag man erstaunt sein, wenn ich aus der aktuellen Zinspolitik von Nationalbank und EZB einen Konflikt zwischen Jung und Alt wittern tue. Aber lesen Sie bitte weiter!

Man schaue sich mal im Kursblatt der Schweizerfranken-Anleihen um. Titel von einigermassen guter Bonität, die auch von den Pensionskassen noch erworben werden dürfen, werfen praktisch keine Rendite mehr ab. Diese Erträge fehlen je länger je mehr unseren Altersvorsorgewerken.

Negativzins auf liquiden Mitteln

Aber es kommt noch schlimmer. Sowohl die AHV als auch die Pensionskassen müssen stets über hohe Liquidität verfügen, um ihren Renten-Zahlungspflichten nachkommen zu können. Um den Franken gegenüber der internationalen Spekulation weniger attraktiv zu machen, erhebt die Nationalbank seit mitte Januar gar Negativzinsen auf den bei ihr gehaltenen Girokonti. Was heisst das für unsere Altersvorsorge? Leiden darunter auch unsere Renten? Entwarnung kann zumindest für die AHV gegeben werden. Sie gilt als Spezialfonds des Bundes und Bundesgelder sind nicht von Negativzinsen betroffen. Dasselbe gilt für die „Publica“, die Pensionskasse des Bundespersonals. Auch diese hat keinen Negativzins zu befürchten. Damit entsteht aber eine Kluft zu den Pensionskassen der Privatwirtschaft, deren liquide Mittel bei Banken gehalten werden. Diese lagern auf Girokonti der SNB und sind mit „Strafzinsen“ belegt. Das aber darf doch nicht sein! Auf Intervention diverser Politiker gab Finanzministerin Widmer-Schlumpf deshalb letzte Woche bekannt, der Bundesrat sei auf der Suche nach geeigneten Massnahmen, um diese Ungerechtigkeit zu beseitigen. Warten wir mal ab!

Die Jungen zur Kasse!

Bleibt es über längere Zeit bei der aktuellen Nullzinspolitik und dies erst noch verschärft durch Negativzinsen, dann müssen neue Einnahmen her. Das können neue Steuern sein, wobei im Vordergrund die Erhöhung der Mehrwertsteuer steht, was aber nicht am Volk vorbei beschlossen werden kann. Aber auch eine Erhöhung der Altersvorsorgebeiträge ist in Betracht zu ziehen. Das aber heisst, dass künftige Generationen für die Löcher von heute gerade stehen müssen. Und das ist es, was man da und dort bereits zum neuen Generationenkonflikt heraufbeschwört. Dem „aktuellen Spuk“ ein Ende bereiten könnte nur die Rückkehr zu einer normalen Verschuldungs- und Zinspolitik auf internationalem Parkett. Danach sieht es derzeit aber gar nicht aus!               

 

Starke Währung – starkes oder geschwächtes Land?

Letzte Woche hatten wir im Nationalrat eine dringliche Debatte mit entsprechend hitzig geführter Diskussion über die Folgen der Freigabe des Euro-Mindestkurses durch die Nationalbank (SNB). Jede Fraktion wollte es besser wissen und präsentierte ihre Rezepte, was man nun unbedingt zu tun und was man zu lassen habe. Von linker Seite wurde gar ein Köpferollen an der SNB-Spitze gefordert sowie die Wahl der neuen Leute durch das Parlament. Nicht auszumalen, wie das für personelle Wirren auslösen würde. Von den Bundesratswahlen sind wir uns in solchen Dingen ja einiges gewöhnt! Nur zwei Dinge möchte ich zum Grundsätzlichen anfügen.

Ist eine harte Währung eher Vorteil oder Nachteil?

In der Alltagsdiskussion überwiegt die Schwarzmalerei. Man fürchtet sich um den Arbeitsplatz, um Lohnkürzungen, um Umsatzeinbrüche. Aus einer einzelnen und sehr bedauernswerten Betriebsschliessung wird gleich auf die ganze Branche geschlossen. Generell wird die Lage für diverse Branchen und Unternehmen bei einer CHF-Aufwertung natürlich schwieriger. Die Profiteure halten sich eher bedeckt. Das sind die Einkaufstouristen im nahen Ausland, die industriellen Grosseinkäufer wie bei Stahl, Mikrochips, Mineralöl, Autos usw., und es sind wiederum wir alle, wenn wir Ferien im Ausland machen. Deshalb hat auch hier jede Medaille seine zwei Seiten. Per saldo möchte ich selber aber lieber in einem Land mit starker als in einem Weichwährungsland leben, schon wegen der Wertbeständigkeit der eigenen Ersparnisse oder des Wohneigentums. Oder wie es Oswald Grübel sagte, der ehemalige Chef von Credit Suisse und UBS: „Der Kurs der Währung ist Ausdruck der wirtschaftlichen und politischen Stärke eines Landes.“

Gibt es Massstäbe zur Beurteilung der Zukunft?

Der untrüglichste Massstab ist für mich die Aktienbörse. So stürzten die wichtigsten Schweizer Börsenindizes nach der CHF-Freigabe vom 15. Januar allesamt ab. Der SPI, der alle 210 börsenkotierten Titel umfasst und somit wirklich die schweizerische Wirtschaft widerspiegelt, gab von 9‘160 auf 7‘750 Punkte nach. Das war ein Verlust von 16 % innert 14 Tagen. Und wo steht der SPI heute, 6 Wochen später? Bei sage und schreibe 9‘380 Punkten, so hoch wie überhaupt noch nie zuvor! Bekanntlich geht die Börse dem Ist-Zustand von heute um 12 – 18 Monate voraus. Das heisst, deutsch und deutlich ausgedrückt, die Schweizer Wirtschaft wird den Franken-Schock per saldo problemlos überwinden, Schwarzmalerei von letzter Woche im Nationalratssaal hin oder her! 

Maximilian Reimann