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Nationalbank-Aktien und Kleinanleger
Über viele Jahre hinweg galten SNB-Aktien als optimale Depot-Beimischung für Kleinanleger, und zwar der sicheren Rendite von um die 1,3 % wegen. Wie sieht es in Zukunft aus?
Die Schweizerische Nationalbank (SNB) verfügt über ein Aktienkapital von 100‘000 Namenaktien. Diese sind an der Schweizer Börse kotiert und können von jedermann bis zu 100 Stück pro Person gekauft werden. Der aktuelle Kurs liegt um 1‘100 Franken. Die letzte Dividende betrug Fr. 15.00, was eine Rendite von 1,36 % ergibt. Das ist im Vergleich zu Sparheftzinsen oder Kassenobligationen derzeit gut um ein Zehnfaches mehr. Trotzdem ist Vorsicht am Platz!
Dividende nicht mehr gesichert!
Ein rundes Jahrhundert lang bezahlte die SNB ihren Aktionären ohne Unterbruch eine Dividende. Anfangs der 90-er Jahre wurde sie auf maximal 6 % des Nennwerts limitiert, also auf Fr. 15.00 je Titel, und alljährlich ausbezahlt. SNB-Aktien galten entsprechend als mündelsicher. Dann kam das Schicksalsjahr 2013. Die SNB erlitt hohe Bewertungsverluste, insbesondere auf ihren Gold-, aber auch auf ihren Devisenbeständen. Zähneknirschend gab sie den Ausfall der Dividende wie auch der Gewinnausschüttung an Bund und Kantone bekannt. Der SNB-Aktienkurs sackte um 20 % auf unter die 1‘000-Franken-Marke ab. Im Folgejahr kehrte man zur „alten Dividendenregel“ von 15 Franken zurück, was den Aktienkurs wieder nach oben auf über 1‘300 Franken trieb.
Dann kam der 15. Januar 2015 mit der Freigabe des Frankens gegenüber dem Euro. Der SNB blieb wegen der notorischen Zunahme der Euro-Schwäche nichts anderes übrig. So türmten sich erneut Riesenverluste auf ihren Devisenbeständen an. Die Dividende für nächstes Jahr, ausbezahlt Ende April, ist wiederum höchst fraglich. Die SNB gibt dazu keine Prognose ab, aber der erneute Kursverlust hinunter auf 1‘100 Franken spricht für sich. Der vorsichtige Kleinanleger lässt somit die Hände davon!
Wem gehört die SNB?
Trotzdem sind die SNB-Aktien in den Strudel der Spekulation geraten. Man vermutet, dass die US-Firma Black Rock Inc., weltweit grösster Vermögensverwalter, treibende Kraft dahinter ist. Chef über das institutionelle Anlagegeschäft von Black Rock in Europa ist nämlich kein geringerer als der vormalige SNB-Direktoriumspräsident Philipp Hildebrand. Er täte dabei nichts „Krummes“, denn Aktien eines börsenkotierten Unternehmens sind frei erwerbbar und die Beschränkung auf 100 Aktien lässt sich durch Stückelung auf diverse Namen auch umgehen.
Aber keine Angst, die SNB kann nicht in unbedarfte Hände geraten. Sie ist von Gesetzes wegen eine spezialgesetzliche Aktiengesellschaft, deren Mehrheit in den Händen der Kantone und Kantonalbanken liegt. Wer mehr als 3 % besitzt, wird alljährlich im SNB-Geschäftsbericht offen gelegt. Grösste Aktionäre sind derzeit der Kanton Bern mit 6,63 %, vor Zürich mit 5,2 %, Waadt mit 3,4 % und St.Gallen mit 3,0 %. Keine SNB-Aktien hingegen besitzt der Bund. Dafür partizipiert der Bund zu einem Drittel an der jährlichen Gewinnausschüttung der Nationalbank von 1 Milliarde Franken. Die beiden anderen Drittel gehen an die Kantone, aufgeschlüsselt nach Wohnbevölkerung. Aber auch diese Ausschüttung ist für nächstes Jahr noch keineswegs garantiert.
von Maximilian Reimann, Gipf-Oberfrick
01.10.2015