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Wohin mit liquiden Mitteln?


Geldratgeber vom 2. Juni 2011

von Maximilian Reimann

Die Zinsen bewegen sich zwar leicht nach oben. Das stellen nun sukzessive auch die Hypothekarkreditnehmer fest. Aber wer auf Barbeständen sitz, weiss nach wie vor nicht, wie er kurzfristig auf höhere Renditen kommt.

Zu den nachfolgenden Überlegungen hat mich insbesondere das Kundenmagazin eines an sich renommierten Finanzdienstleisters gebracht. Er empfiehlt seiner Kundschaft den Kauf von Geldmarktfonds, bei einer Haltedauer von 1 – 3 Jahren. Gerade in Phasen steigender Zinssätze würden Anleger renditemässig besonders von solchen Produkten profitieren. Wer seine liquiden Mittel aber höchstens auf 9 – 12 Monate anlegen wolle, dem seien Festgelder bei ausgewählten Banken empfohlen. Ich würde mir zweimal überlegen, diese Tipps zu befolgen.

Kaum Rendite zu erzielen
Meine Zurückhaltung beruht auf Renditeüberlegungen. Schauen wir uns doch mal die Zinssätze bzw. die ausgewiesenen Jahresrenditen nach Abzug der Verwaltungsgebühren näher an. So bringt es der ZKB Geldmarkt Fonds CHF I auf eine Netto-Jahresrendite von minus 0,16 %, der UBS Money Market CHF P auf eine solche von plus 0,13 %. Extrapoliert man die Rendite auf drei Jahre, kommt man knapp auf ein halbes Prozent p.a. Bei den Festgeldern, die gebührenfrei entgegen genommen werden, sieht es nicht besser aus. Auf 6 Monate ist die Rendite praktisch überall null. Nur gerade bei der Bank Coop liegen derzeit 0,195 % drin. Bei 12-monatiger Laufzeit liegt die Rendite im Schnitt um 0,3 %. Die Nase vorn hat hier Raiffeisen mit 0,52 %.

Da schmecken mir gewisse Sondersparkonten immer noch besser. So kommen Online-Kunden von Swissquote oder Axa Bank nach wie vor auf Jahresrenditen von 1,14 bzw. 1,3 %, bei PostFinance von 1,0 %. Diese Finanzinstitute sind zwar befugt, die Sätze kurzfristig zu ändern. Dass es derzeit aber eher wieder nach oben als weiter nach unten geht, liegt auf der Hand. Aber auch mit konventionellen Sondersparkonten kann man es durchaus noch auf 0,75 % bringen und auf noch mehr, wenn man sich ihrer als Jugendlicher oder Senior bedienen kann.

Im Obligationenmarkt bis 3 %
Der geneigte Sparer behält aber auch die Zinssätze im Obligationen-Sektor stets im Visier. Natürlich schenken bei tiefer Verzinsung die Bankspesen besonders ein, vor allem wenn man zu den konventionellen Depotkunden gehört. Da fahren Online-Wertschriftenkunden von PostFinance, Swissquote oder Saxo Bank schon deutlich besser. Ebenso sei daran erinnert, dass die Kurse der kotierten Anleihen sinken, wenn das Zinsniveau anzieht. Wer die Titel aber bis zur Fälligkeit durchhält, bekommt den Nominalwert von 100 % zurück, vorausgesetzt natürlich, die Anleihe werde nicht notleidend. Derzeit gefallen mir unter den CHF-Neuemissionen die folgenden beiden recht gut, wobei ich nicht davon ausgehe, dass sie notleidend werden könnten:

- 3,125 % Clariant 2011-17
Die Zinserträge unterliegen der Verrechnungssteuer.

- 3,375 % Holcim Overseas 2011-21
Das ist eine quellensteuerfreie Auslandsemission eines soliden Schweizerkonzerns.

Es handelt sich bei beiden Titeln also nicht um Kurzläufer und ihre Kurse dürften unter 100 % absinken. Aber wer sie durchhält, kommt in den Genuss von Jahresrenditen, die weit über den aktuellen Geldmarktzinsen liegen. Zudem kann man noch eine Tranche hinzukaufen, sollten die Kurse einmal deutlich unter den Nominalwert fallen.

Unfaire Attacken gegen Alt-Finanzminister

Als Steuerzahler meines Heimatlandes Schweiz wie auch meiner Wohngemeinde Gipf-Oberfrick habe ich eben von folgenden erfreulichen Jahresabschlüssen 2010 Kenntnis nehmen können:

Eidgenossenschaft:

Budgetiertes Defizit: - 2 Mrd. CHF
Ergebnis: + 3,6 Mrd. CHF
Differenz: + 5,6 Mia. CHF

Gemeinde Gipf-Oberfrick:
Budgetierter Überschuss: + 1,2 Mio. CHF
Ergebnis: + 2,8 Mio. CHF
Differenz: + 1,6 Mio. CHF

In beiden Fällen haben höhere Steuereinnahmen zu diesen positiven Abschlüssen geführt. Und was sind die Reaktionen darauf? In Gipf-Oberfrick freut man sich rundum darüber und denkt an eine Senkung des Steuersatzes. Auf Bundesebene hingegen fallen gewisse Teile des politischen Spektrums über jenen Finanzminister her, der für das Budget 2010 zuständig war. Es war Hans Rudolf Merz, der vor einem halben Jahr von Eveline Widmer-Schlumpf abgelöst worden ist.

Man wirft Merz vor, die Steuereinnahmen bewusst zu tief budgetiert und damit Volk und Parlament absichtlich getäuscht zu haben. Und das ausgerechnet jenem Finanzminister, der in seiner 7-jährigen Amtszeit den Schuldenturm des Bundes um rund 20 Milliarden reduzieren konnte! Haben diese Kritiker übersehen, dass ähnlich grosse Länder wie Portugal, Griechenland oder Irland in der gleichen Zeitspanne faktisch in den Staatsbankrott gelaufen sind?

"Undank ist der Welten Lohn", heisst eine alte Volksweisheit. Ein kleiner Trost für Hans Rudolf Merz!