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Geldratgeber vom 29. Dezember 2011
von Maximilian Reimann
Wer sich nicht regelmässig mit seinem Wertschriftendepot befasst, möge es mindestens tun, wenn ihm der neue Jahresauszug vorliegt.
Unter „regelmässig“ möchte ich allerdings nicht verstanden haben, man müsse sich täglich mit seinen Börsenwerten herumschlagen. Höchstens wer sein Depot auf dem Zufallsprinzip aufbaut, also mal das und jenes kauft bzw. verkauft, der dürfte – getrieben von der Börsenhektik – permanent den Kursen nachrennen. Dabei ist durchaus zuzugeben, dass man mit der „Strategie Zufall“ in den letzten Jahren mitunter besser gefahren ist als mit vermeintlich bestens fundierten Empfehlungen von Anlageprofis…
Anlagestrategie: Auch selber überzeugt sein!
Ein besonnener Anleger, der sein hart erarbeitetes oder vererbtes Vermögen mehren will, der sollte nicht ziellos agieren, sondern sich bei seinen Börsentransaktionen von einer bestimmten Anlagestrategie leiten lassen. Er soll dabei professionelle Hilfe in Anspruch nehmen, aber sich nie zu etwas drängen lassen, wovon er nicht auch selber überzeugt ist. Die einmal gewählte Strategie sollte dann in regelmässigen Abständen auf ihre Nachhaltigkeit hin überprüft werden. Das könnte jährlich der Fall sein, wenn die neuen Depotauszüge vorliegen.
Aber Kalenderjahr und Anlagestrategie haben rein gar nichts miteinander zu tun. Letztere ist einzig und allein von der weltweiten Konjunkturlage, der Zins- und der Währungsentwicklung und seit neuem zusätzlich von der Euro-Krise und der Bankrottgefahr ganzer Staaten abhängig. Welche Anlagestrategie ich seit der letzten Finanzkrise von 2009/10 favorisiere, entnehme man dem Abschnitt ganz unten. Sie ist geprägt von Vorsicht, von der Vermeidung von Verlusten und operiert entsprechend weiterhin mit dem Instrument des Stop-loss-Auftrages.
Performance-Vergleich: Ein Muss!
Aus dieser Anlagestrategie resultiert bloss eine bescheidene Performance. Aber es gibt nun einmal Anlagezyklen, wo man schon froh ist, wenn man nichts verliert oder zumindest die Teuerungsrate schlägt. Da diese bei uns gegen Null tendiert, erachte ich auf CHF-Basis eine Jahresperformance von 3 – 4 % als gut. Im langfristigen Durchschnitt liegt sie bei 7 %. Die Performance ist bekanntlich so definiert: Kapitalgewinne minus Verluste auf den Depotwerten, plus Direkterträge wie Zinsen und Dividenden, abzüglich Kosten für Depotführung und Vermögensverwaltung. Die Performance seines Vermögens muss ein Anleger unbedingt kennen. Ist sie ungenügend, muss er sich selber und/oder seine Anlageberater ins Gebet nehmen. Es darf niemals sein, dass eine Bank oder ein privater Vermögensverwalter mehr am Kunden verdienen als dieser selber.
Die Performance bemisst man am besten auf der Basis Kalenderjahr. Dazu nutze man die demnächst eintreffenden Depotauszüge. Man vergleiche sie genau mit den Vorjahren, wobei sie natürlich um die Neugeldzuflüsse einerseits bzw. um die Kapitalrückzüge andererseits zu bereinigen sind.
Der Schweiz geht es verhältnismässig gut.
Abschliessend noch ein Blick auf die aktuelle Lage der Schweiz. Von allen Seiten bekommt man derzeit zu hören, unserer Wirtschaft gehe es zunehmend schlechter. Sie schlittere in Rezession und Deflation, wenn es nicht gelingt, den Franken deutlich ab- und den Euro aufzuwerten. Mag sein, dass wir im nächsten Jahr den Gürtel etwas enger schnallen müssen. Aber warum scheut man denn den Vergleich mit dem Ausland? Dort sieht es wesentlich düsterer aus, insbesondere in den Ländern mit Euro-Währung. Schon ein Vergleich der Arbeitslosenzahlen mit unseren Nachbarländern genügt:
Arbeitslosenquote Oktober 2011 gemäss Eurostat
Schweiz 2,9 %
Oesterreich 4,1 %
Deutschland 5,5 %
Italien 8,5 %
Frankreich 9,8 %
Für einen vorsichtig operierenden Anleger, der sich derzeit mit einer Performance von 3 – 4 % und Jahr zufrieden gibt, dürfte die persönliche Anlagestrategie seit rund 2 Jahren und bis auf Weiteres etwa so aussehen: