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Geldratgeber vom 10. März 2011
von Maximilian Reimann
Die bevorstehenden Dividenden-Ausschüttungen von Credit Suisse, Zürich FS und anderen Unternehmen unterliegen nicht der Einkommenssteuer. Warum?
Es klingt für viele Anleger und Steuerzahler wie im Märchen, wenn man ihnen sagt, sie hätten einige künftige Dividendenzahlung nicht zu versteuern, d.h. diese würden ohne Abzug der üblichen Verrechnungssteuer anfallen und unterlägen nicht der Einkommenssteuer. Doch dem ist in der Tat so, eine Folge der im Jahr 2008 vom Schweizervolk angenommenen Unternehmenssteuerreform II. Das eröffnet für renditebewusste Anleger, die in der Schweiz steuerpflichtig sind, ganz neue Perspektiven. Es verbleibt ihnen, sollten die gute Wirtschaftsanlage und diese Art von Dividendenzahlung anhalten, schlicht mehr Geld im Portemonnaie!
Das Beispiel Credit Suisse
Gehörten Sie auch zu den Aktionären der Credit Suisse, die sichtlich enttäuscht waren, als sie jüngst von der Dividendenkürzung Kenntnis nehmen mussten? Und dies trotz einem sehr guten Geschäftsabschluss für das Jahr 2010. Wurden vor einem Jahr noch Fr. 2.00 pro CSG-Aktie ausgeschüttet, werden es am 29. April nur noch Fr. 1.30 sein. Doch diese Enttäuschung ist fehl am Platz. In der Betrachtungsweise „nach Steuern“ sind diese Fr. 1.30 praktisch nämlich genau so viel wie die 2 Franken vor Jahresfrist, denn sie sind steuerfrei. Die neue Dividende stammt nämlich nicht aus Gewinnausschüttung, sondern sie wird den von den Aktionären schon früher einbezahlten Agio-Reserven entnommen. Und dieses Vorgehen wird gemäss Volksentscheid von 2008 nun eben nicht mehr als einkommenssteuerrelevant betrachtet. Damit fährt die Schweiz aber kein Sonderzüglein, sondern sie zieht nur gleich mit den meisten anderen europäischen Staaten. Diese Benachteiligung schweizerischer Unternehmen und Aktionäre wollten wir mit besagter Unternehmenssteuerreform beseitigen, nicht mehr und nicht weniger!
Merz zu Unrecht am Pranger
Einige – politisch vorwiegend linkslastige – Medien malen nun den Teufel an die Wand. Sie ereifern sich über massive Ertragsausfälle, faseln wieder einmal von „Steuergeschenken“ und vergessen dabei, dass in der Schweiz eben das Volk das letzte Wort hat, auch bei den Steuergesetzen und –tarifen. Ins Visier wird insbesondere der ehemalige Finanzminister Hans Rudolf Merz genommen. Er hätte es den Stimmbürgern im damaligen Abstimmungsbüchlein willentlich unterschlagen, dass die Unternehmenssteuerreform II bei den Dividenden eben grössere Mindereinnahmen zur Folge haben könnte. Zugegeben, nicht bekannt war uns damals, wie viele schweizerische Unternehmen künftig Dividenden aus den Reserven der Kapitaleinlagen ihrer Aktionäre – und damit steuerfrei - ausschütten werden. Zur Beruhigung gewisser Gemüter möchte ich aber einfach darauf hinweisen, dass im Jahr 2010 allein die Staatsrechnung des Bundes um 3,6 Milliarden besser abgeschnitten hat als budgetiert. Diejenige des Kantons Zürich präsentierte sich um eine Milliarde besser. Der Aargau wird zweifellos diesen Beispielen folgen. Und es waren hauptsächlich Mehreinnahmen an Steuern, die zu diesen hervorragenden positiven Jahresabschlüssen geführt haben. Wenn es bei vielen Steuerzahlern dank steuerfreien Dividenden nun zu gewissen Entlastungen kommt, kann man durchaus von „ausgleichender Gerechtigkeit“ sprechen.
Um welche Dividenden geht es
Bei weitem nicht alle Dividenden sind künftig von der Verrechnungs- und damit von der Einkommenssteuer befreit. Jene Unternehmen, die das aber zu tun gedenken, haben rechtzeitig bei der Eidg. Steuerverwaltung Meldung zu machen. Die entsprechende Liste präsentiert sich derzeit wie folgt – und wird laufend ergänzt werden:
Gesellschaft Dividende 2010 Dividende 2011 GV-Datum
(steuerpflichtig) (steuerfrei)
Givaudan Fr. 20.60 Fr. 21.50 24. März
Allreal 5.00 5.50 25. März
Uster Tech. 0.00 1.20 29. März
Zürich FS 16.00 17.00 31. März
Starrag 15.00 10.00 9. April
Credit Suisse 2.00 1.30 29. April
Besonders einträglich wird es beim Zürich-Versicherungskonzern. Beim aktuellen Börsenkurs von rund 270 Franken errechnet sich somit eine Netto-Rendite von 6,3 %. Das ist immerhin ein feiner Trost für alle Anleger, die ihre Zürich-Aktien durch die letzten Jahre „hindurch geseucht“ haben. Vor zehn Jahren lagen die Börsenkurse noch über der Marke von 700 Franken. Dann stürzten sie auf unter 100 Franken ab und befinden sich nun dank guter Geschäftslage und aktionärsfreundlicher Ausschüttungspolitik auf soliden Kurs nach oben. Aber Risikopapiere bleiben sie alleweil. Das sei auch an dieser Stelle nicht unerwähnt gelassen!