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Geldratgeber vom 27. Januar 2011
von Maximilian Reimann
Zu Zeiten wie heute, wo es nicht einfach ist, liquide Mittel sicher und ertragreich in konventionelle Produkte anzulegen, nehmen die Gelüste nach Anlagediversifikation erwartungsgemäss zu.
Zur Anlagediversifikation gehört seit eh und je auch die Kunst, wobei ich nicht nur Gemälde und Plastiken darunter verstehe, sondern auch wertvoller Schmuck, seltene Uhren im Hochpreissegment oder aussergewöhnliche Werke der Fotografie . Aber eignen sich solche Investitionen wirklich als Kapitalanlage, ja selbst für Normalanleger? Ich sage nicht grundsätzlich nein. Zumindest mit dem Thema darf man sich schon einmal befassen. Natürlich ist mir klar, dass sich kaum ein gewöhnlicher Vorsorgesparer für Kunstobjekte zu Anlagezwecken erwärmen lässt. Aber es gibt schon Leute, die sich für Kunst interessieren, zur Vermögensdiversifikation mal ein Werk erwerben und auch über die nötigen Mittel dazu verfügen. Und auch nicht zu übersehen: Vielleicht fällt einem mal ein Kunstobjekt als Erbstück an.
„Kunst schlägt Aktien“?
Mit diesem Slogan wird im Kunst- und Antiquitätenhandel häufig geworben. Das kann in gewissen Fällen durchaus zutreffen, sowohl bei historischer wie auch bei zeitgenössischer Kunst. In der Regel sind es aber die Profi-Sammler, die solche Treffer landen. Für Laien bleiben meist nur „Brosamen“ übrig oder sie landen einen Glückstreffer, wie beim Lotto oder im Spielcasino. Die Wertsteigerung von Kunstobjekten hängt von vielen Faktoren ab, so etwa vom „Marktwert“ des Künstlers oder von der Erwartung anderer Marktteilnehmer auf weitere Preissteigerungen. Und das ist natürlich nichts anderes als Spekulation. Will man Gewinne realisieren, dann muss das langfristig geplant werden, den ein gutzahlender Käufer findet sich nicht um die Ecke. Bei teureren Objekten kommt man kaum um einen Makler oder ein Auktionshaus herum. Das aber schmälert den Reinerlös. Aktien lassen sich hingegen jederzeit an der Börse verkaufen. Wenig tauglich ist somit der Vergleich zur Kunst.
Mannigfache Risiken
Das grösste Risiko beim Erwerb von Kunstobjekten ist der Wertverlust, der bis zum Totalverlust gehen kann. Versicherungsprämien sowie allfällige Lagerungs- und Transportkosten gehören wie die Depotgebühren zu den wiederkehrenden Ausgaben und schmälern den Reinerlös ebenfalls. Versichern muss man das Objekt gegen Diebstahl, Feuer- und Wasserschaden, wenn man es zu Hause aufbewahrt. Dafür kann man sich an dessen Anblick erfreuen. Lässt man es hingegen professionell einlagern, kann das gehörig ins Geld gehen. Und wie steht es mit der Alterungsbeständigkeit? Da kommt der Laie schnell ans Limit, denn konservatorische Aspekte übersteigen seine technischen Kapazitäten bei weitem. Deshalb tut man als Laie gut daran, ein Kunstwerk und vor allem zeitgenössische Kunst nicht primär als nachhaltige Kapitalanlage „für die Ewigkeit“ zu erwerben, sondern vielmehr aus persönlicher Freude und Leidenschaft.
Kein Unterschied zwischen privatem und öffentlichem Bau.
Es gibt wohl nicht viele unter uns, die sich nicht schon mit der Frage befasst haben, ob man sein Wohnheim mieten oder kaufen soll. Wichtigste Kriterien sind dabei die persönliche Finanzkraft sowie die Absicht, möglichst lange am gleichen Ort zu verbleiben. Treffen diese Voraussetzungen zu, dann fährt man – zumindest in finanzieller Hinsicht – mit dem Kauf langfristig eindeutig besser. Wohneigentum auf Schweizerboden gehört derzeit ohnehin zu den besten Anlagen und erfreut sich steigender Nachfrage.
Gilt diese Regel aber auch für die öffentliche Hand? Und das sind schliesslich wir Bürger und Steuerzahler. Die Frage stellt sich uns Aargauern ganz konkret am 13. Februar, wenn es um die Abstimmung über den künftigen Standort der Pädagogischen Fachhochschule Nordwestschweiz geht. Wir haben den Entscheid zu treffen zwischen einem Mietobjekt in Aarau und einem kantonseigenen Neubau in Windisch. Meine Antwort lautet: Es gibt grundsätzlich keinen Unterschied zwischen privaten und öffentlichen Bauten. Die Fachhochschule ist von langfristigem Nutzen und die Finanzkraft des Aargaus ist unbestritten. Lieber also öffentliche Gelder in ein solches Objekt investieren, das der Bildung und damit der Allgemeinheit dient, als Anleihen zu aktuell mageren Renditen von 1,5 – 2,25 % zu erwerben, die vermutlich schon bald durch die zunehmende Teuerung weggefressen werden.
Meine Empfehlung:
Dem Erwerb des Campus-Neubaus in Windisch durch den Kanton Aargau kann am 13. Februar ohne Bedenken zugestimmt werden.