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Geldratgeber vom 22. September 2011
von Maximilian Reimann
Pro Haushalt und Jahr geben wir in der Schweiz rund 1‘000 Franken aus, ein Gewerbebetrieb im Schnitt 6‘000, ein Industrieunternehmen rund 75‘000 Franken aus.
Diese Ausgabe wirft uns nicht um. Kaum einer von uns würde es merken, wenn der Preis um zwei, drei Prozent sinken oder steigen würde. Mit anderen Worten: Mit dem aktuellen Strompreis ist gut leben. Schlecht leben ist hingegen, wenn wir von einem Stromausfall betroffen werden. Trotzdem mögen wir uns heute einmal näher mit dem Phänomen Strom und seinem Preis befassen. Dies nicht zuletzt deshalb, weil eben in Rheinfelden das neue Flusskraftwerk ans Netz gegangen ist, das 175‘000 Haushalte beidseits des Rheins mit Strom versorgt.
Die Strombarone sind wir
Die Eidg. Stromregulierungsbehörde ElCom hat eben die neuen Strompreistarife für das nächste Jahr festgelegt. Es sind durchschnittlich 19,7 Rappen pro Kilowattstunde für die Privathaushalte und 19,5 % für Gewerbebetriebe. Wie gesagt, sind das Durchschnittspreise. Die Tarife der einzelnen Elektrizitätsproduzenten variieren natürlich. Es gibt klare regionale Unterschiede. Aber darüber herrscht Transparenz, wie der Website der ElCom entnommen werden kann. Bei dieser Gelegenheit sei auch die Mär korrigiert, unser Land würde von „Strombaronen“ gemolken. Rund 90 % der stromerzeugenden Unternehmen gehören nämlich der öffentlichen Hand und daselbst vor allem den Kantonen. Man denke nur an die drei ganz Grossen Alpiq (ehemals ATEL und EOS), Axpo (ehemals NOK, CKW und EGL) sowie BKW mit dem Kanton Bern als Hauptaktionär. Aber auch die SBB oder die Stadt Zürich halten Beteiligungen an Kraftwerken.
Im europäischen Mittel
Dass wir in der – notabene teuren – Schweiz nicht von irgendwelchen Baronen gemolken werden, beweist auch ein Blick auf die Strompreise in Europa. Gemäss einer jüngsten Studie des UVEK, beruhend auf dem 1. Halbjahr 2010, als der Euro allerdings noch bei Fr. 1.40 lag, liegt die Schweiz ziemlich genau im europäischen Mittel. Deutlich günstiger bei 15 Rp./kWh liegt Frankreich, wegen der schwergewichtig auf der Kernenergie basierenden Produktion. Wesentlich mehr, nämlich 28 Rp./kWh müssen unsere deutschen Nachbarn aufwenden. Aber auch Italien mit 25 Rp. und Österreich mit 24 Rp. liegen klar über den 20 Rp. von letztem Jahr in der Schweiz, wo der Strompreis zwischen 1996 bis 2007 um nicht weniger als 16 % gesunken ist, seither aber wieder leichte Tendenz nach oben hat.
„Bessere“ und „schlechtere“ Stromkunden?
In der Schweiz ist es, als Folge der ideologischen Einstellung zur Kernkraft, Mode geworden, dass die Versorgungsunternehmen ihrer Kundschaft nun „grünen“ und „konventionellen“ Strom zu Auswahl anbieten. Erster kostet, wie es zum Beispiel mein Versorger, die Elektra Gipf-Oberfrick, angekündigt hat, 2 bis 6 Rappen pro KWh mehr. Bereits sollen sich 74 Haushalte (rund 7 %) dafür angemeldet haben. Das ist gut und recht, jedem das Seine! Aber aus der Steckdose kommt bei allen dasselbe. Deshalb braucht sich kein Konsument als besser oder schlechter vorzukommen, ob er nun günstigeren konventionellen oder teureren „atomfreien“ Strom bezieht.