CHF-Obligation von Helvetia mit 4 3/4% Zins
Geldratgeber vom 25. November 2010
von Maximilian Reimann
Das nach wie vor tiefe Zinsniveau begünstigt die Lancierung eines neuen Typs von CHF-Obligationen. Was sind die Vorteile, was die Tücken?
Bereits stehen zwei schweizerische Versicherungsgesellschaften, denen solide Bonität attestiert werden darf, mit diesem Anleihenstyp auf der Liste der CHF-Neuemissionen, nämlich die Zürich (Valor 11‘760‘651) sowie die Helvetia (Valor 11‘979‘942). Beide Titel haben diese Woche ihr Börsendebut erlebt. Als Depotbeimischung erachte ich beide als tauglich, auch für vorsichtige Anleger. Trotzdem gilt es, über die Vor- und Nachteile klar im Bild zu sein. Am Beispiel der Helvetia-Anleihe bin ich bemüht, diese nachfolgend auch dem Börsenlaien verständlich zu machen.
Nachrangige Anleihe
Bei diesem Anleihenstyp handelt es sich um nachrangige Werte. Das heisst, dass im Falle einer Liquidation der Gesellschaft, beispielsweise infolge Konkurs, zuerst alle anderen Forderungen getilgt werden. Faktisch handelt es sich dann also um Eigenkapital, analog dem Aktienkapital. Wer also niemals Helvetia-Aktien kaufen würde, weil Aktien theoretisch – wie etwa bei der Swissair – wertlos werden können, der wird auch keine nachrangigen Obligationen erwerben.
Fünf Jahre lang 4,75 % Zins p.a.
Während fünf Jahren erhält der Anleger einen jährlichen Zins von 4,75 %. Das ist im Vergleich zu anderen CHF-Neuemissionen von gleicher Laufzeit rund das doppelte bis dreifache an Ertrag. Wer heute 5-jährige Kassenobligationen erwirbt, erhält je nach Bank eine mickrige Verzinsung von 1 – 1,5 % seines eingesetzten Kapitals. Das reicht, wie ich schon früher dargelegt habe, im Schnitt gerade mal zur Abdeckung der Bankspesen, der Ertragssteuer sowie der Inflation.
Dann Kündigung durch Helvetia…
Auf den 30. November 2015 ist die Emittentin berechtigt, die Obligation zu kündigen. Tut sie es nicht, so läuft die Anleihe zu einem heute noch nicht genau bekannten Zinssatz weiter. Dem Anleger seinerseits steht ein Kündigungsrecht nicht zu. Das ist natürlich prima vista ein Nachteil, könnte sich aber – je nach damaligem Zinsniveau – auch zum Vorteil des Anlegers wenden. Sitzen bleiben muss er auf den Titeln aber nicht, denn im Gegensatz zu Kassenobligationen können börsenkotiert Anleihen jederzeit verkauft werden.
…oder Weiterlaufen zu mindestens 3,6 % Zins
Heute weiss man zum künftigen Zinssatz immerhin dies: Er wird 359,6 Basispunkte über dem dannzumaligen LIBOR-Dreimonatssatz zu liegen kommen. Der LIBOR ist jener Zins, zu dem sich Banken auf dem Londoner Finanzplatz Geld ausleihen. Derzeit wären das für 3-monatige CHF-Gelder 0,17 %. Der Satz kann aber auch gegen Null tendieren. Deshalb halte ich fest, dass eine Laufzeitverlängerung dieser Helvetia-Anleihe zu mindestens 3,6 % Zins erfolgen muss. Liegt der LIBOR Ende 2015 aber bei 2,5 %, steigt die Verzinsung auf genau 6,096 %. Heute kann man schlicht nicht wissen, wie sich die Zinskurve in den nächsten 5 Jahren entwickelt. Ich gehe aber davon aus, dass sie weit eher Tendenz nach oben als noch mehr nach unten haben wird.
Erste Börsenkurse deuten auf Erfolg
Im Moment, wo ich diese Zeilen schreibe, liegen noch keine Börsenkurse dieser Helvetia-Anleihe vor. Auf der Handelsplattform des Online-Brokers Swissquote werden aber bereits Kurse gestellt, die über 103 % liegen. Danach müsste sich dieser neue Anleihenstyp zu einem Renner entwickeln. Davon profitiert auch schon die Zürich-Versicherung, deren analoge Anleihe zu leicht schlechteren Konditionen auf den Markt kommt: Verzinsung nur mehr 4,25 %, Laufzeit 5,5 Jahre, Verzinsung ab 26.05.2016 nur noch 304,6 Basispunkte über dem Dreimonats-LIBOR.
Zum Kurssturz der Valiant-Aktien
Nach einem steilen Kursanstieg von rund 100%, insbesondere in den Jahren 2007/08, hielten sich die Aktien der Valiant-Regionalbankengruppe konstant über der Marke von 200 Franken. Jetzt ist alles anders.
Selbst die kräftige Finanz- und Wirtschaftskrise, die ab Mitte 2008 dem Aktienmarkt und ganz besonders den Bankentiteln massive Kursverluste bescherte, ging spurlos an der Valiant Holding vorüber. Wiederholt drückte ich mein Erstaunen über die Börsenstärke dieser auch im Aargau fest verankerten Bank aus.
Heute sieht es anders aus. Der Aktienkurs ist innert wenigen Tagen auf 140 Franken abgesackt. Die Kleinaktionäre, und davon gibt es bei Valiant Zehntausende, sind verärgert über diesen plötzlichen Vermögensverlust und rufen nach Erklärung.
Das Rätsel scheint inzwischen gelöst. Die Bank hatte massiv Kurspflege in eigener Sache betrieben. Nicht weniger als 74 % der Börsentransaktionen sollen von Valiant selber in Auftrag gegeben worden sein. Der Eigenbestand an Aktien blähte sich enorm auf, und diese Blähung ist nun geplatzt.