UBS London: Wer war der Milliarden-Profiteur?
von Maximilian Reimann
Mitte September war bekannt geworden, dass es bei der UBS London Spekulationsverluste in Höhe von 2,3 Milliarden US-Dollar abgesetzt hatte. Verantwortlich war ein Jung-Investmentbanker, der sämtliche Sicherungsvorkehren ausgetrickst und auf Millionenboni gehofft hatte. Der Vorfall hat zur sofortigen Demission von UBS-Konzernchef Oswald Grübel geführt.
Ein Leser schreibt mir dazu: "Wer ist denn bei diesem Milliardendesaster der grössere Gauner, derjenige, der das Geld in den Sand gesetzt hat, oder derjenige, der davon profitiert? Jemand muss ja der Gewinner gewesen sein. Hat er es wenigstens versteuern müssen? Wie kriminell verläuft eigentlich die Mechanik solcher Finanztransaktionen?“
Dieses Debakel von London wird derzeit minutiös untersucht, sowohl von den staatlichen Finanzmarktaufsichten Grossbritanniens und der Schweiz als auch von einem UBS-internen Spezialausschuss. Den Ergebnissen kann natürlich nicht vorgegriffen werden.
Zur aufgeworfenen Finanztransaktionsmechanik aber immerhin dies: Mit Futures und Optionen kann man an der Börse sehr schnell viel Geld verdienen, aber auch verlieren. Insbesondere bei Futures kommt eine Fehlanlage meistens einem Totalverlust gleich. Deshalb muss durch Absicherungsgeschäfte das Verlustrisiko gemindert werden. Diese Absicherung hat der Londoner UBS-Banker mit viel krimineller Manier offenbar nur vorgetäuscht, aber nicht ausgeführt. Und noch ein Wort zu den Profiteuren: An der Börse erzielte Spekulationsgewinne unterliegen, jedenfalls in der Schweiz, der Ertrags- bzw. Einkommenssteuer, wenn sie berufsmässig erzielt werden. Das ist bei Banken der Fall und davon profitieren neben den Boni-Empfängern auch der Fiskus sowie die Aktionäre.
3. November 2011