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Vollgeld: Ist das besser?

Geldratgeber vom 19. Januar 2015

Seit anfangs Juni 2014 läuft die sog. Vollgeld-Initiative. Mit vollem Titel heisst sie Eidg. Volksinitiative „Für krisensicheres Geld: Geldschöpfung allein durch die Nationalbank!“ Bis heute ist sie von rund 40'000 Bürgerinnen und Bürgern unterzeichnet worden. Ich zweifle nicht daran, dass sie zustande kommen wird.

Wiederholt hat man mich gebeten, doch mal etwas über Inhalt und Ziel dieser Initiative zu schreiben. Kaum jemand kann sich unter „Vollgeld“ nämlich etwas Konkretes vorstellen, und ich gebe es offen zu, ich bis letzte Woche auch nicht. Nach der Volksinitiative „Rettet unser Schweizer Gold“, die am 30. November zu Recht klar abgelehnt worden ist, dürfte nun erneut eine komplizierte währungspolitische Vorlage auf uns zukommen. Erklärungsbedarf ist also gegeben.

Nun, die Initianten der Vollgeld-Initiative, wozu auch namhafte Wirtschaftsprofessoren gehören, möchten das Geld-Monopol der Schweizerischen Nationalbank (SNB) gegenüber den Geschäftsbanken stärken. Bis heute ist dieses Monopol beschränkt auf die Schöpfung von Bargeld, also von Noten und Münzen. Im Umlauf ist derzeit Bargeld von rund 70 Milliarden Franken. Die gesamte Geldmenge des Landes, einschliesslich des bloss elektronisch vorhandenen Buchgeldes, beläuft sich aber auf rund 600 Milliarden. Buchgeld kann nämlich auch von den Geschäftsbanken geschaffen werden. Die Initianten befürchten, dass damit Finanzblasen angeheizt werden, die zu weiteren Finanzkrisen führen könnten.

Die SNB steht der Initiative skeptisch gegenüber. Ob das damit zusammenhängt, dass sie mit der allzu langen Stützung des Euro gegenüber dem Schweizerfranken selber massiv neues Buchgeld geschaffen und damit ihre Bilanz stark aufgebläht hatte, entzieht sich meiner Kenntnis. Vor 2016 wird es ohnehin nicht zur Abstimmung über die Vollgeld-Initiative kommen. Wie es bis dann währungspolitisch in der Schweiz aussieht, ist seit der Entkoppelung des CHF vom Euro so ziemlich offen. Die Diskussion über Vollgeld als Alternative zum aktuellen Geldmengen-System kommt m.E. somit zur richtigen Zeit.

von Maximilian Reimann