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Ausblick ins neue Anlagejahr

Geldratgeber vom 31. Dezember 2014

Dieser Tage erhalten alle Besitzer von Wertpapieren ihre neuen Depotauszüge. Sie ersehen daraus, 2014 war ein gutes Anlagejahr, besser als von vielen erwartet. Wie geht es im neuen Jahr weiter?

Natürlich sollte man seine börsenkotierten Anlagen nicht bloss einmal im Jahr, sondern kontinuierlich im Auge behalten, selbst wenn einem professionelle Berater von Banken oder Vermögensverwaltungsfirmen zur Seite stehen. Eine Anlage kaufen, ins Depot legen und sich dann nicht mehr darum kümmern, kann in turbulenten Börsenphasen, wie wir sie auch heute haben, schnell zu Überraschungen führen, positiven wie negativen.

Nächster Crash vorprogrammiert?

Ich möchte mich keineswegs als Pessimist verstanden wissen. Aber meines Erachtens sind derzeit die Risiken an den Anlagemärkten grösser als die Chancen auf weiteres signifikantes Kurspotenzial nach oben. Natürlich kann es angesichts des aktuellen Rekordtiefs bei den Zinsen, wo wir gar wieder Negativzinsen registrieren, an den Aktienmärkten noch weiter nach oben gehen. Doch die Luft ist auf aktuellem Niveau bereits recht dünn. Deshalb möchte ich es nicht unterlassen, auf folgende mahnenden Worte eines seriösen schweizerischen Anlageexperten hinzuweisen: „Wir sollten uns keine Illusionen machen; der nächste Crash an den Finanzmärkten kommt sicher. Wir wissen heute nicht wo, wann und auch nicht, was dann zumal die Auslöser sein werden.“ Aber Anhaltspunkte dafür zeichnen sich sehr wohl schon ab. Man denke allem voran an die anhaltende Schwäche des Euro. Nur mittels massiver Tiefzinspolitik und Notenpresse der Europäischen Zentralbank konnte die EU-Währung noch einigermassen über die Runden gebracht werden. An den schwächelnden Euro hat unsere Nationalbank aber auch den Schweizerfranken gebunden. Das kann auf Dauer so nicht weiter gehen. Das Szenarium steigender Zinsen und fallender Aktienbörsen ist im kommenden Jahr somit durchaus realistisch. Der prognostizierte Crash hingegen kann noch längere Zeit auf sich warten lassen.

Aktienabsicherung eisern durchziehen!

Zudem umgeben uns weitere Unsicherheitsmomente, die auf die Börsen drücken könnten. Wer hätte sich vor einem halben Jahr vorstellen können, dass der Ölpreis derart massiv einbricht. Das hat Auswirkungen auf wichtige Währungen wie etwa den russischen Rubel und das wiederum färbt negativ auf Handel und Exporte ab. Politischer wie wirtschaftlicher Zündstoff wohnt aber auch der steigenden Arbeitslosigkeit und insbesondere der Jugendarbeitslosigkeit in Europa inne, ebenso wie die zunehmenden Asylströme nach Europa. Probleme, die aus politischer Warte kaum mehr lösbar sind und stattdessen zunehmend beschönigt werden.

Trotz dieser verfahrenen Situation halte ich an meiner – nun bereits schon drei Jahre alten – Anlagestrategie fest. Diese basiert auf erstklassigen Schweizeraktien mit aktionärsfreundlicher Dividendenpolitik, schweizerischen Immobilienfonds, etwas Gold in ETF-Form sowie am Festhalten von CHF-Anleihen. Neue Anleihen erwerbe ich der mikrigen Verzinsung wegen nicht mehr. Auch strukturierte Produkte meide ich, mögen ihre Coupons noch so attraktiv sein. Ein paar Monate lang kann man durchaus in Cash-Positionen verharren, auch wenn sie kaum Ertrag abwerfen. Erstes Gebot der Stunde ist und bleibt aber die Absicherung von Aktien gegenüber Kurseinbrüchen, mit Stopp-Loss-Limiten oder bei höherem Fachwissen mittels Optionsgeschäften.

Diversifikation mittels Auslandanlagen?

Meine vorstehend skizzierte Anlagestrategie basiert weiterhin praktisch ausschliesslich auf dem Schweizerfranken und auf schweizerischen Anlagen. Verstosse ich damit nicht gegen das bewährte Gebot der Anlagediversifikation? Der Einwand ist berechtigt, doch eine plausible Rechtfertigung dazu liegt auf der Hand. Währungsmässig führen wir derzeit ja kein Eigenleben. Der Franken ist an den Euro gekoppelt und diese Koppelung wird, davon bin ich überzeugt, in absehbarer Zeit gelockert werden, mit eindeutigem Gewinnpotenzial zugunsten des Frankens. Und aktienmässig? Auch da sind die zur Auswahl stehenden Werte wie Novartis, Roche, Nestle, Swiss Re, Zürich Versicherung, Geberit, Sonova oder Holcim ländermässig breit abgestützt. Nur Werte wie Swisscom oder Waadtländer Kantonalbank (BCV) sind weitgehend auf den Heimmarkt fokussiert, werfen dafür aber besonders hohe Renditen ab.

Echt ausländische Investments drängen sich für kleinere und mittlere Anleger in der Schweiz folglich nicht auf. Grundsätzlich Abstand nehme ich ohnehin von trendigen Hightech-Unternehmen des Typs Facebook oder Twitter, aber selbst bei Apple oder Microsoft ist mir das konkurrenzbedingte Auf und Ab zu gross. Hingegen könnte ich mir eine Depotbeimischung mit etablierten Auslandaktien von guter Rendite wie General Electric, Royal Dutch oder BMW schon vorstellen. Aber Kleinanleger aufgepasst: Vorgängig unbedingt die Kostenfrage klären!

 

Maximilian Reimann